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1 Schlaflos

1 Schlaflos

Ich ging mal wieder spät nach Mitternacht ins Bett, da ich noch zwei Folgen meiner Lieblingsserie angeschaut hatte. Die Serie hatte mich in den vergangenen Wochen in meinem Leben stark begleitet. Sie gab mir das Gefühl zu leben, eine Abwechslung von dem ganzen Stress des Studiums und des Arbeitens. Ich tauchte ganz in die Handlung hinein und fieberte mit, fühlte mit, lachte und weinte mit. In der Serie war das Leben, das ich wohl irgendwie vermisste. Doch wusste ich nicht genau was ich wirklich suchte, was ich wirklich vermisste. Noch nicht (wieder). Es sollte damit auch gleich vorbei sein, so hatte es Gott wohl geplant oder aus Gnade mir geschenkt. Davon wusste ich in diesem Moment aber noch nichts und hätte es auch nicht erahnen können. Jedenfalls war ich nun sehr müde nach den Folgen und legte mich zufrieden hin. Als ich lag, das Licht ausgeschaltet und die Augen geschlossen hatte, war diese Zufriedenheit wieder verschwunden, die meine zum Abendritual gewordene Gewohnheit in mir hinterlassen hatte. Plötzlich ging es mir gar nicht mehr so gut. Es war seltsam aber sofort wusste ich, dass selbst ein hin-und-her-drehen im Bemühen eine gute Schlafposition zu finden, nichts helfen würde. Es war verrückt! Wo ich eben noch zufrieden und müde war, war ich nun hellwach und spürte in mir einen Schmerz aufsteigen.

·     Schmerz

 
 

Er kam aus dem Nichts und wurde sehr schnell stärker. Ihn zu lokalisieren war schwierig. Er war überall und nirgendwo. Seine Intensivität nahm zu. Da ich mir diesen Schmerz nicht erklären konnte, kamen auch Ängste dazu, welche mich regelrecht überfielen. Als ob das nicht genug wäre breitete sich in mir eine abgrundtiefe nicht enden wollende innere Leere aus. Und weil ich mir nichts von dem was gerade passierte erklären konnte, nahm die Angst noch weiter zu sowie auch dieser unendlich stechende Schmerz. Es tat so sehr weh, als würde ich innerlich zerrissen werden. Voller Panik richtete ich mich senkrecht auf und musste mehrere Male tief nach Luft ringen, da ich das Gefühl hatte meine Lungen würden zu wenig Sauerstoff bekommen.

Ich erinnerte mich an eine Situation, mit der ich das was ich gerade erlebte, annähernd vergleichen konnte. Ich war 16 und er meine große Liebe. Mein erster Freund hatte Schluss gemacht. Per SMS. Am Boden zerstört, auf welchem ich dann auch lag und mich wandte, rang ich damals nach Luft als ob ich im Trockenen ertrinken würde. Ein Schmerz war da in mir und ich dachte ich würde ersticken. Qualen die ich nicht tragen konnte. Als würde mir jemand das Herz herausschneiden. Aber was ich jetzt in diesem Moment fühlte überstieg das alles noch. Mein Herz wurde nicht „weniger schmerzlich herausgeschnitten“ sondern jemand stocherte wie mit einem Messer in meinem Herz wild und willkürlich herum und stach massenhaft zu. Ich geriet in Panik und auch in eine Art Schock. Ich spürte wie sich überall auf meinem Körper Schweiß zu bilden begann.

Es war mitten in der Nacht. Tiefe Finsternis um mich und auch in mir. Auf einmal ging es mir so schlecht ohne für mich begreifbaren Grund. Ich habe schon viel Schmerz und Leid in meinem Leben erfahren und viele Tiefen. Doch selbst die allertiefsten und schmerzlichsten Erfahrungen und Erlebnisse waren im Nachhinein immer irgendwie zu meistern gewesen – bis jetzt. Ich war schon ein paar Mal kurz davor gewesen mein Leben aufzugeben aus lauter Frust, Enttäuschung und gedachter Hoffnungs- und Ausweglosigkeit (Erfahrungen die zum Erwachsen werden dazugehören, die macht man da - negative Gefühle die einen im Griff haben). Doch hatte ich es nie so richtig ernsthaft versucht, weil ich leben wollte und das bedeutet „weitermachen“.

Diese durchlebten Schmerzen aber waren gar nichts verglichen mit dem Schmerz, der mich jetzt überfiel. Alles in mir schien kaputt zu gehen. Alles wurde kalt und trostlos und fühlte sich an wie Tod. Ich fühlte mich als ob ich tatsächlich sterben würde. Logisch gesehen konnte das nicht sein, da mein Körper keine Beschwerden hatte und meines Wissens bei bester Gesundheit war. Aber jetzt hatte ich keine Kontrolle mehr über mich. Verzweiflung. Woher kam dieser Schmerz der nicht enden wollte? Es war, als würde ich auf meinen Verstand keinen Zugriff mehr haben und mein Herz wurde gerade gewaltsam erstochen. Das alles passierte in einem rasanten Tempo. In all den Schmerzen und Ängsten, dem Leid und der Verzweiflung in mir begann leise etwas zu schreien. So leise, dass ich es erst nicht wahrgenommen hatte. Ich war verwirrt.

Der Schrei in mir wurde schnell lauter und er wurde schließlich so laut, dass ich noch mehr Angst bekam. Es war schon fast ein Kreischen. Jeder hätte bei diesem Schrei Angst und Gänsehaut bekommen. Es war ein Schrei von der Sorte, bei der man genau weiß, da schreit gerade jemand um sein Leben und jede weitere Sekunde die vergeht kann schon zu spät sein. So einen Schrei vergisst man niemals. Er geht einem durch Mark und Bein. Dieses Schreien war ein Ausdruck der Furcht und des „Nicht-mehr-Könnens“ aus dieser nicht enden wollenden und elenden Traurigkeit und Leere in mir. Es war gleichzeitig auch ein Schrei nach Hilfe in der Hoffnung, dass es jemand hören würde und zur Hilfe eilt. Doch wer konnte es hören außer mir? Es schrie ja in mir. Wer hätte zu Hilfe eilen können außer mir?

Plötzlich erkannte ich, dass das in mir für mich schrie, da ich nicht schreien konnte. Es war nicht gegen, sondern für mich. Es stand für mich ein, stellvertretend, da ich keine Kraft mehr hatte. Es schuf sich Raum in mir und Raum für mich. Es schrie für mich, um Hilfe. Ich war so was von ganz unten und fühlte mich ganz am Ende. Ich konnte trotz des Schmerzes nicht mal mehr weinen, so leer und kalt war es in mir. Im Weinen konnte ich meinen Gefühlen sonst immer Ausdruck verleihen wenn sich wieder mal etwas angestaut hatte. Doch in mir war alles verbarrikadiert. Es war da nur dieses unheimlich laute und immer lauter nach außen drängende verzweifelte Schreien.

·     Was ist das bloß?

Total gekrümmt und immer noch nach Luft ringend saß ich auf meinem Bett, wippte wie apathisch mit dem Oberkörper leicht vor und zurück und schluchzte nun vor mich hin. Was geschieht hier bloß? Ich kannte mein Problem nicht, denn eigentlich hatte ich doch alles! Mir ging es doch gut! Erst jetzt begann ich zu beten. (Im Nachhinein wunderte ich mich warum ich das in dieser Situation nicht schon eher getan und die Schmerzen und Ängste im Namen Jesu wegproklamiert hatte.) In meiner Verzweiflung betete ich in einfachen Worten laut zu Jesus, dass es aufhören soll und dass er mit seiner Liebe kommen soll und dieses schreckliche Gefühl auslöscht, den furchtbaren Schmerz in mir wegmacht! Mehrmals betete ich das.

Langsam begann ich zu realisieren, dass es mir in der letzten Zeit tatsächlich nicht gut gegangen war. Es war ein Trugschluss gewesen, da ich ja alles hatte was ich zum Leben brauchte und es mir demnach auch an nichts mangeln konnte, ergo ging es mir gut – so dachte ich. Aber so war es nicht. Es lastete unbewusst schon eine kleine Weile ein ungeklärtes Thema in mir. Jenes, das ich zuvor bereits beschrieben hatte, die Frage nach dem Sein, nach meinem Sein. „Wer bin ich?“ Nun geschah etwas Erstaunliches. Jetzt konnte ich den Schmerz bewusst zulassen. Er hatte seine Daseinsberechtigung. Er war keine Einbildung. Er war das Symptom für meinen inneren Kampf den ich bis dahin unbewusst geführt hatte.

Nach meinem Entschluss den Schmerz bewusst zu zulassen und ihn als Teil von mir anzunehmen, der Hilfe suchte, spürte ich wie eine Träne über meine Wange rollte – und kurz darauf noch eine und noch eine. Ich konnte plötzlich wieder weinen! Ich konnte meinen Gefühlen wieder Ausdruck verleihen. Endlich. (Normalerweise weinte ich manchmal schon wegen Kleinigkeiten, doch irgendwas in den vergangenen Wochen hatte mich hart werden lassen.) Meine Schwachheit gestand ich mir nun ein und schenkte ihr Raum. Jetzt konnte auch Jesus in mein Herz kommen um es zu berühren, um mich zu berühren – da ich ihn zu mir eingeladen hatte. In dem Moment gab ich mich an ihn ab und sagte das auch zu ihm.

 

 


·     Selbstaufgabe

 

In den vergangenen Wochen hatte ich immer wieder versucht Kraft zu bewahren, egal in welcher Situation, besonders in Tiefen. Und ich hatte die Kraft weil ich durch ihn – den Herrn – die Kraft bekam, zusätzlich zu meiner eigenen Kraft. In meinen Tiefpunkten war von dieser eigenen Kraft zwar weniger vorhanden aber diese „Restkraft“ genügt dennoch immer irgendwie um weiter vorangehen zu können, um nicht aufzugeben. Schließlich hat man ja noch den festen Willen wieder aus den schwierigen Situationen herauszukommen. Selbst wenn ich glaubte keine Kraft mehr zu haben und am Ende zu sein; ein bisschen eigene Kraft war immer da gewesen – jedes Mal! Dass das so war wusste ich jetzt so genau, weil es jetzt anders war. Denn obwohl ich lebte, fühlte ich mich jetzt bereits schon wie tot – wenngleich ich auch nicht wusste wie es sich anfühlt tot zu sein. Aber so musste es sein, wenn man keine Kraft mehr hat, oder keine Freude, trostlos, machtlos, kein Leben in sich spürt, so dachte ich, muss sich sterben anfühlen, der Tod. Es war erschreckend für mich, dass mein Lebenswillen in keiner Weise mehr vorhanden war; keinen Lebensmut mehr, nicht das kleinste bisschen. Ich hatte keine Kraft mehr! Nicht das geringste bisschen. Der Schmerz in mir war so groß, dass ich sterben wollte, weil ich es nicht weiter aushalten konnte. So war es mir noch nie gegangen. Es hatte mich komplett zerrissen.

Vor dem Tod hatte ich bisher eigentlich etwas Angst gehabt. Denn schließlich wusste ich ja nicht genau was danach sein würde. Sicher, ich glaubte an ein Leben nach dem Tod. Trotzdem machte ich mir so meine Gedanken wie es wohl tatsächlich sein würde. Also hatte ich bisher immer ein wenig Angst gehabt. Doch der Schmerz in mir war größer als meine Angst. Er sollte ein Ende haben, ich konnte es nicht mehr aushalten. Ich gab auf. Das war das einzige was ich jetzt noch tun konnte. Die Hoffnung im Gebet. Die Hoffnung in Jesus.

Ich sah mein ganzes Leben als beendet an und mir wurde bewusst, was ich alles noch nicht erlebt hatte – und das bekümmerte mich. „Das war es jetzt?“, ging es mir durch den Kopf. „Das war es jetzt!“, bestätigte ich. Komischerweise war ich dennoch erleichtert. Ich war erleichtert zu wissen, es würde nun gleich vorbei sein – dieser unendliche Schmerz in mir und diese abgrundtiefe Leere. Keinen Moment konnte ich diese Gefühle und Schmerzen mehr aushalten. Ich war ausgeliefert. Aber ich war ihm ausgeliefert, meinem Gott. „Zum Glück“, dachte ich. Denn ich wusste, er kann mich jetzt nicht hängen lassen! Dafür liebt er mich zu sehr. Wie sehr er mich tatsächlich liebt konnte ich zu diesem Moment noch nicht einmal erahnen. Innerlich machte ich jetzt Schluss mit mir und meinem Leben, ich ließ los. An meine Familie und Freunde dachte ich nicht. Ich dachte nicht daran was ich ihnen antue, wenn ich jetzt sterben würde. Es war mir nicht möglich daran zu denken. Hätte ich das tun können, so hätte ich nicht aufgeben müssen. Dann hätte ich noch diese gewisse Restkraft gehabt, da ich um ihretwillen ausgehalten hätte. Doch es war keine Kraft mehr da, auch keine Restkraft.

So blieb mir jetzt nur noch eines: Ich übergab Jesus mein ganzes Leben und das aus vollstem Herzen! Ich legte es ihm in seine Hände. Zwar hatte ich ihm mein Leben schon einige Male übergeben (eigentlich reicht ja einmal), aber dieses Mal tat ich es wirklich zu allen Teilen. Ich spürte es, diese volle 100%. Mein ganzes Herz, komplett. Nichts wollte und konnte ich mehr für mich behalten. Ich konnte nicht anders. Ich gab es auf, gab es ihm. Alles was ich am Ende noch hatte, war mein Vertrauen auf Gott, mein wertvollstes, mein Leben, gab ich „einfach“ so auf. Es war die einzige Möglichkeit wie ich hier noch rauskommen konnte, bevor der Schmerz mich verschlingt: Völlige Selbstaufgabe! – Im Glauben, Vertrauen und Hoffen auf Gott, dass dieser Schmerz und diese Qualen in mir aufhörten. Ich habe ihm alles gegeben und sagte, er soll damit machen was er will, ich kann nicht mehr. Es ist vorbei. „Ich gebe es dir, gebe alles dir.“

Der Schmerz hatte mich besiegt. Ich konnte mit ihm nicht mehr umgehen. Er war zu stark und zu viel für mich. Und wer mich kennt, der weiß wie viel ich aushalten kann. Doch war ich nun geringer noch als ein Häufchen Elend. Ich war wie „nichts“ mehr. Mein Leben gehörte nun nicht mehr mir selbst, sondern ihm. Wie eine Sklavin ohne Rechte. Nur, dass ich in diesem Fall einen guten Herr habe. Ich hatte es ihm geschenkt. Er war der einzige der mich jetzt noch retten konnte, da er bereits für mich gestorben und wieder auferstanden war, dass auch ich weiter leben werde. Ihm war nichts unmöglich. Trotzdem fühlte ich mich als ob ich mich jetzt vom Leben das ich kannte verabschiedete* wie jemand der weiß, dass er gleich stirbt. Ich wusste nicht was kommt, aber es konnte nur besser werden. Von hier aus ging es nicht mehr tiefer. Jesus würde Erbarmen mit mir haben, da war ich mich sicher.

*Da war etwas Wahres dran. Danach würde ich dieses Leben das ich kannte, tatsächlich nicht mehr so weiter führen können. Es würde ein für immer verändertes sein.

 

 

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